Einweisung oder Überweisung?

Question

Accepted Answer

In Deutschland wird die Leistungserbringung im stationären Sektor (Krankenhäuser) streng von der Leistungserbringung im ambulanten Sektor (i.d.R. Arztpraxen) getrennt. Deshalb unterscheiden sich auch die Formulare und Abrechnungswege. Um zu erkennen, in welchem Bereich ein Patient weiter-versorgt werden soll, gibt es daher unterschiedliche Vordrucke zur Weiterbehandlung. 1. Was ist eine „Einweisung“? Ihr Haus- oder Facharzt stellt das Formular 2 „Verordnung von Krankenhausbehandlung“ aus, wenn medizinische Maßnahmen nur mit den Mitteln und Strukturen eines Krankenhauses erbracht werden können (z.B. in Notfallsituationen oder wenn komplexe Operationen anstehen). Zuvor muss Ihre Ärztin oder Ihr Arzt prüfen, ob nicht andere Möglichkeiten der Behandlung oder Versorgung bestehen, die in der Krankenhauseinweisungs-Richtlinie in § 3 genannt sind. Nur wenn diese ambulanten Behandlungsalternativen nicht möglich sind, dürfen Ärzte in ein Krankenhaus einweisen. Auch das Krankenhaus muss danach überprüfen, ob eine vollstationäre Behandlung erforderlich ist und wird ggf. einer teilstationären oder ambulanten Behandlung den Vorrang geben. Auch vor- und nach stationäre Behandlungen können angezeigt sein. Im Interesse der Patienten und aus Wirtschaftlichkeitsgründen müssen lange Liegezeiten und unnötige Übernachtungen in Krankenhäusern vermieden werden. 2. Was ist eine „Überweisung“?Wenn Sie an einem gesundheitlichen Problem leiden, das in die Kompetenz eines anderen ärztlichen Fachgebiets fällt, wird Ihnen Ihr behandelnder Arzt eine Überweisung zu einer Kollegin oder einer Kollegin in einer anderen Praxis oder Ambulanz ausstellen. Auch hierfür gibt es ein spezielles Dokument: den Überweisungsschein, Formular Nr. 6. Ambulant behandeln und abrechnen dürfen nur durch die Kassenärztliche Vereinigung zugelassene Ärzte in Praxen oder in Ausnahmefällen durch die Kassenärztliche Vereinigung ermächtigte Ärzte in Krankenhausambulanzen. 3. Fehlerhafte Verordnungen im Zusammenhang mit Einweisung und ÜberweisungÜberweisung plus Einweisung Ein Krankenhaus darf nicht neben einer Einweisung ambulante Leistungen abrechnen. Alle Vor- und nach stationären Behandlungen im Krankenhaus werden von der stationären Vergütungspauschale erfasst. Doppelte Einweisung Es gibt stets nur einen Anlass, warum eine Krankenhausbehandlung erforderlich ist. Ergeben sich mehrere Probleme, muss das Krankenhaus diese über spezielle Kodierungen im Rahmen des sog. DRG-Systems abbilden. Zwei unterschiedliche Einweisungen im selben Zeitraum sind daher unzulässig. Einweisung zur ambulanten Nachsorge Nach stationäre Behandlungen sind nicht gesondert abrechnungsfähig, siehe auch „Überweisung plus Einweisung“. Einweisung zur ambulanten Behandlung Wenn eine Behandlung gem. § 3 der Krankenhauseinweisungs-Richtlinie ambulant erfolgen kann, ist eine stationäre Einweisung ausgeschlossen und missbräuchlich. Die beliebte Begründung „Das Krankenhaus gibt mir aber einen früheren Termin“ ist rechtlich absolut unzulässig. 4. Warum keine Ausnahmen gemacht werden könnenHäufig hören wir, dass das Krankenhaus eine unzulässige Variante im Zusammenhang mit Einweisung / Überweisung angefordert habe, weil es ja im Interesse der Patienten sei. Da es klare gesetzliche Vorgaben gibt, besteht leider keinerlei Möglichkeit, entsprechende Formulare aus Gefälligkeit auszustellen. Nachteile für das Krankenhaus Unzulässige Krankenhausbehandlungen werden oft auffällig im Rahmen der Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Dann wird die unzulässige Vergütung verwehrt und sämtliche Maßnahmen wurden durch das Krankenhaus umsonst erbracht. Bei auffällig häufigen oder systematischen Fehlern könnte auch der Straftatbestand des Abrechnungsbetrugs erfüllt sein. Nachteile für den Vertragsarzt Die Formulare verlangen konkrete Angaben, warum eine Krankenhausbehandlung notwendig ist. Aus falsch verstandenem Entgegenkommen wissentlich falsch ausgestellte Formulare könnten den Straftatbestand der Urkundenfälschung erfüllen. Ebenso könnte sich der Vertragsarzt der Beihilfe zum Abrechnungsbetrug strafbar machen. PDF-Download